Anno 1995 im Zeitalter vor Social Media gabs noch keine elektronische Musik on Air. Mit dem Start der freien Radios änderte sich das rasant: Die „NME Click“ brachte den Drum’n‘Bass nach Ulm und mit dem Echtzeitkochen mit Schnittmeister Merlin war Radio free FM dem Hype der Kochsendungen um Jahre voraus. Auf der 102.6 MHz traf sich die Ulmer Szene: Für „Riskier dein Bier“ wurden Szenelokale zusammengeschalten und die Terminatoren wie der berüchtigte Konne Naumann terminierten die Biere der Verlierer. Notorischer Geldmangel machte erfinderisch und so war man technisch unerwarteter Weise oft seiner Zeit voraus: Zum Elektro Bunker Open Air aus Köln wurden mit damals neuartiger Bridge-Technologie 15 Sender über das Studio in der Söflinger Strasse synchronisiert, darunter renommierte Namen wie DRS3 und Das Ding. Auch die Techniker des SWR fragten einst den Medienpädagogen Rudi Arnold wie das denn mit den MP3 und Internet so funktionieren würde. Die Kindernachrichtensendung Logo berichtete im ZDF über die Kindersendung Mikrowelle, in der die Kleinsten den Politikern mit ihren Fragen zu Wa(h)len zusetzten. Rudi Cerne präsentierte den Spot zur Radiosendung „All Inclusive“ und die Umweltaktivisten berichteten live von den Sitzblockaden der Castor Transporte. Außergewöhnliche Fanpost aus den Gefängnissen landauf landab bescherte uns die deutsch-türkische Hip-Hop-Sendung von Mo – er brachte die in Berlin neu entstandene integrative Stilrichtung nach Ulm, wo sie von Knast-Insassen auf Cassetten aufgezeichnet und an Kumpels verschickt wurde. Mehr Anekdoten und Geschichten rund um 25 Jahre Radio free FM ertönen in der 25 Jahre-Podcastreihe auf www.freefm.de/25Jahre.
Im Namen “Radio free FM” steckt auch eine Anekdote. “Wir saßen wie jeden Sonntag auf der Couch in der KöWi20 [König Wilhelmstraße 20] und überlegten uns einen passenden Namen. Dann sagte Frank Maier: Nenn’s doch free FM. Dabei wollten wir gar keine Anglizismen”, erinnert sich Sabine. “Frank erwiderte, dass stehe für F(reie), R(adikale), E(igendynamische) E(ndzeitstimmung).”
Nach 25 Jahren hat sich zwar vieles geändert, eines bleibt aber gleich: Die Leidenschaft für freies Radio. Mittlerweile sendet Radio free FM rund um die Uhr, 365 Tage im Jahr auf der 102,6 MHz. Natürlich hat CoVid-19 auch uns einen Strich durch die Rechnung gemacht. Die Feierlichkeiten werden nächstes Jahr nachgeholt. „Dann feiern wir 25+1!“ sagt Radio free FM-Geschäftsführer Timo Freudenreich lässig. „Solange wir nicht draußen mit unseren Hörern und Mitgliedern feiern können, werden wir auf unserer Frequenz feiern. Mit Podcasts, Sondersendungen und Diskussionsrunden, um auch weiterhin die DAB+-Debatte am Laufen zu halten“, ergänzt Freudenreich. Bisher sind freie Radios nicht auf DAB+ vorgesehen und würden mit der Abschaltung von UKW ihren terrestrischen Verbreitungsweg verlieren.
Für die Zuhörer*innen haben wir einen Anrufbeantworter eingerichtet, unter diesem man seine Grußbotschaften an Radio free FM einreichen kann. Unter der Nummer 0731/14 39 13 55 dürft ihr – wie ihr es von Radio free FM gewohnt seid – zu Wort kommen.