Baden-Württemberg ist das Bundesland mit den meisten freien Radios im Bundesgebiet. Hier gibt es einen Überblick wie sich die Lage der freien Radios entwickelt hat und was es noch zu tun gibt, bis Freie Radios rechtlich als eigenständige Säule der Medienlandschaft anerkannt werden und sie ihre prekäre Situation zur Geschichte erklären können.
Zeitstrahl
Die Leitlinien des Europarats schließen gemeinnützige Bürgermedien ausdrücklich mit ein. Sie sollen bei der digitalen Transformation unterstützt werden, um ihren gesellschaftlichen Wert und ihre Relevanz zu bewahren. In den Augen des Europarats spielen Bürgermedien eine wichtige Rolle bei der Ausbildung künftiger Journalisten und der Förderung der Integration verschiedener Gesellschaftssegmente. Mehr …
Filterblasen und Echokammern in den Medien gefährden den Frieden in der Gesellschaft. Der Europarat spricht sich daher für Sicherung von Medienpluralismus und -transparenz aus. Den Community Medien schreibt der Europarat eine besondere Rolle zu und fordert die Mitgliedsländer auf, ihre Existenz abzusichern. Mehr ….
Das freies Radio Wüste Welle ist im Wechsel mit Lernradio HORADS 88,6 und Freies Radio Wiesental auf DAB+ im Kanal Bürgermedien BW zu hören. Dies ist das zweite digitale Pilotprojekt unter Beteiligung freier Radios in Baden-Württemberg. Die eingesetzten Förder-Mittel der LfK betrugen 200.000 €. Der Empfang erstreckte sich hauptsächlich entlang der Autobahnen im Ländle. Mehr …
Vom 03.03. bis 08.04.2015 hat es in Stuttgart eine DAB+Testausstrahlung mit einem Kleinleistungs-(Low Tower Low Power) DAB+-Sender gegeben, der ein Endlos-Programm des FRS ausgestrahlt hat. Dies fand im Rahmen eines großangelegten Strahlungsversuches der Landesanstalt für Kommunikation (LFK) statt.
Mit einem 5-jährigen Pilotversuch auf 89 MHz soll das Hörerverhalten zwischen UKW und Webradio verglichen werden. Das Internetradio mit Klinikfunk-Fenster fips konnte dazu bereits früher als UKW-Veranstaltungsradio Erfahrungen sammeln. Ihr bisheriges Fazit: Internetradio wird als weniger seriös wahrgenommen und von vielen Zielgruppen nicht aufgefunden.
Die neue Grün-Rote Koalition in Baden-Würtemberg präsentiert ihren Koalitionsvertrag. Darin heißt es “Unverzichtbar in einer pluralistischen Gesellschaft sind die Bürgermedien, die nichtkommerziellen Freien Radios. Deren finanzielle Situation muss verbessert werden, damit die Trägervereine eine Mindestausstattung und damit einen regelmäßigen Sendebetrieb gewährleisten können und auch mittelfristig Planungssicherheit haben. Die Zuschussvergabe der Landesanstalt für Kommunikation an die verschiedenen Veranstalter muss überprüft werden.” Der vollständige Koalitionsvertrag liegt hier.
Der Europarat erkennt in der Erklärung des Ministerkomitees zur “Rolle der Medien bei der Förderung des sozialen Zusammenhalts und des interkulturellen Dialogs” die Rolle der Community Medien als eigenständige Säule neben öffentlich-rechtlichen und privaten Medien an. Es wäre nötig den Community-Medien eine ausreichende Zahl an Frequenzen zuzuweisen, sowohl im analogen als auch im digitalen Umfeld, und dafür zu sorgen, dass Community-Rundfunk-Medien nach der Umstellung auf das digitale Umfeld nicht benachteiligt werden. Die gesamte Erklärung CM/Del/Dec(2009)1048/5.1 gibt es beim Council of Europe und die deutsche Übersetzung hier.
Das Europaparlament ruft seine Mitgliedsländer zu größerer aktiver Unterstützung der Bürgermedien auf, es empfiehlt die Bürgermedien als eigenständige Gruppe neben den kommerziellen und öffentlichen Medien rechtlich anzuerkennen und fordert die Mitgliedstaaten auf, bei der Bereitstellung von sowohl analogen als auch digitalen Radio- und Fernsehfrequenzen im Auge zu behalten, dass die Dienste der Bürgermedien nicht nach den Opportunitätskosten oder danach, ob die Kosten für die Frequenzzuweisung gerechtfertigt sind, beurteilt werden dürfen. Die Vollständige Entschließung P6_TA(2008)0456 gibt es hier in Deutsch.
2. festival.radio anlässlich des 49. Intern. Filmfestivals Mannheim-Heidelberg und gleichzeitig Start des dauerhaften Sendebetriebes. Das festival.radio wird live aus dem Stadthaus N 1 in Mannheim gesendet während die Ehrenamtlichen zeitgleich (!) ihre Senderäume ausbauen. Am 20.11.2000, 11 Uhr sendet der bermuda.funk dann zum ersten Mal aus seinem Domizil in der Alten Feuerwache.
In den Pfingstferien 1997 (21.-25.5.1997) fand in Markelfingen am Bodensee erstmals ein Radiocamp statt. Seitdem richtet die AFF regelmäßig das Radiocamp auf dem Gelände des DGB direkt am Ufer des Sees aus. Neben Workshops dient das Camp vor allem dem Austausch unter den freien Radios, was mittlerweile Radiomachende aus ganz Deutschland und den Nachbarländern an den Bodensee lockt. Angesichts des Mai-Termins konnte sich der ursprüngliche Arbeitstitel aber nicht lange halten: ‘AFF – Sommercamp’
Die LfK hat in ihrer Sitzung vom 21. Januar 1997 Radio Free FM DAB Kapazitäten zugeteilt. Als einziger nichtkommerzieller Sender in Europa ist er jetzt in Ulm im L-Band zu hören. Sendebeschreibungen werden mit übertragen. Pressemeldung der LfK unter archive.org.
Im Kellergeschoss eines Wohnhauses in der Falbenhennenstr. 11. in Stuttgart geht das rote Licht an. Keine 10 Tage später zerrt der SDR das “Freie Radio Stuttgart” vor Gericht. Das kleine Wörtchen “für” behebt den Schaden. Wie die Bildzeitung die Antennen für den “Terrorsender der Kurden” entdeckt und die Polizei eine Bombendrohung entschärfen muss, kann man in der ganzen Geschichte nachlesen.
Viele Jahre teilte man sich mit Radio Dreyeckland aus Freiburg die Sendezeit, bis ein Konzept-Streit zwischen Medienbehörde LfK und Radio Dreyeckland die erfolgreiche Symbiose sezierte. Vgl. hierzu ver.di M Menschen Machen Medien 3/2008
Hallo Tübingen – hallo Reutlingen – hallo, Käffer drumrum!
Das waren die ersten Worte, die zum Sendestart der Wüsten Welle am 16. Juli 1995 gegen 23:30 über den Äther gingen, gefolgt von einem enthusiastischen Jubel der Menschen im Studio, die in den vorausgegangenen Jahren große Teile ihrer Freizeit darin investiert hatten, für Tübingen, Reutlingen, Rottenburg und die Region eine Alternative in der lokalen Medienlandschaft zu schaffen. Entstanden aus verschiedenen linkspolitischen Bewegungen und besonders beeinflusst von der Hausbesetzer_innen-Szene im neuen Sendegebiet sendete die Wüste Welle von da an zunehmend Infos, Musik und Kultur für die Region. Schnell wurde auch intensive Kultur- und Projektarbeit gewonnen. Seit 1996 macht die Wüste Welle Projekte, seit 1998 ist sie Trägerin außerschulischer Jugendarbeit, in den frühen 2000ern fanden die ersten transeuropäischen Projekte statt – und das war erst der Anfang!
Der legendäre Club Alpha war der Geburtshelfer für Radio StHörfunk. Die Jahreshauptversammlung beauftragte schon 1992 Rainer Grün einstimmig mit der Gründung einer Initiative für ein nichtkommerziellen Radio. Am 29. März 1995 flatterte der Lizenzbescheid ins Haus des Förderverein Freies Radio Schwäbisch Hall. Bis zum 22. Juni 1995 waren dann Räume gefunden, Ausstattung organisiert und ein Studio in der Langen Straße 13 eingerichtet – inklusive selbstgebauten Mischpult vom ersten Techniker des StHörfunks, Sebastian „Sebo“ Dahmen. Der Techniker der Landesanstalt brauchte einige Zeit, um für eine ausreichende Sendequalität zu sorgen. Zwei Tage später war dann der offizielle Sendestart mit einem Straßenfest vor den Radioräumen. Mehr dazu in der StHörfunk-Geschichte.
Schon seit 1993 trafen sich regelmässig 30 Radio-Interessent:innen, die konsequent Strukturen für den zukünftigen Betrieb aufbauten. U. a. wurden 1994 der Redaktionsverein und die Betriebs-GmbH gegründet und eingetragen und Räume im Gewerbehof eingerichtet. Mit acht Bewerber:innen hatte Querfunk zahlreiche und zum Teil gut vernetzte Konkurrenz. Der Tiefschlag kam mit der Entscheidung zum Lizenzsplitting der 104,8 MHz. Der komplette Vormittag und die für ehrenamtliche Redakteur:innen unbedingt notwenigen Abendzeiten wurden der AG Lernradio zugesprochen. Trotzdem wurde der Sendestart am 17. Juni 1995 mit einem zweitägigen Fest im Gewerbehof ausgiebig gefeiert. Doch der Kampf um die Frequenz geht weiter! – mehr in der Chronik von Querfunk
Sendestart Radio free FM:
Am 17. Juni 1995 ging in Ulm in einer wohnzimmerähnlichen Rumpelkammer das rote ON AIR Licht an und eine völlig überdrehte Moderatorin (Sabine Fratzke) verkündete der ganzen Stadt: “Hier ist FreeFM auf (damals noch) 100,8 Mhz”.
Mehr dazu in der Radio free FM Historie.
Die Assoziation freier Gesellschaftsfunk AFF e. V. wird in Freiburg gegründet.
Die Medien haben die Sozialen Bewegungen der 80er nicht ernst genommen. Aktivisten gründeten daher ihre eigenen Medien um Gegenöffentlichkeit herzustellen. Nach monatelangen Verfolgungsjagden mit Polizei und Post erkämpfte sich Radio Dreyeckland als eines der ersten Radios im Bundesgebiet die Legalisierung. mehr….
Am 4. Juni 1977 ging die erste Sendung des Piratenradios Radio Verte Fessenheim über den Äther. Daraus wurde irgendwann einmal Radio Dreyeckland in Freiburg. Und die traten dann eine ganze Welle von Freien Radios in Baden-Württemberg los.
Mehr dazu lässt sich in der RDL Geschichte bei Radio Dreyeckland nachlesen und nachhören.